Ach, ich war der glücklichste Spinnenmann, als mich die schöne Marie erhört hat und ich bei ihr einziehen durfte. Und noch mehr Glück tanzte in meinen Bauch, als sie dann ihre Eier legte und die ersten kleinen Spinnenkinderchen schlüpften. Ach, das war ein Fest – so viel Lebendigkeit in unserer kleinen Höhle. – Doch dann …

Wie immer war ich ein achtsamer Vater und hab mit meinem Spinnfaden erspürt, was draußen über der Erde so los ist. Doch plötzlich nahm ich ein großes Getrappse wahr. Über unserer Erdhöhle waren Ameisen unterwegs. Eine ganze Armee, die auf der Suche nach Futter war. Und jede Spinne weiß, mit einer Ameise darf man sich nicht anlegen. Sie sind immer gemeinsam unterwegs und als Gruppe so stark, dass sie große Teile des Wiesenreiches beherrschen und jeden, der es wagt, sich ihnen in den Weg zu stellen, platt machen.

Voller Sorge fragte ich mich, was wir nur machen könnten. Unsere Höhle besitzt ja nur einen Eingang und dort krabbelten die Ameisen herum. Ich fragte mich: Wie schaffen wir es nur, dass uns die Ameisen nicht entdecken und wir in Sicherheit sind?

Sofort begannen Marie und ich, uns einen Schlachtplan zu überlegen. Denn es ging hier ja nicht nur um uns, sondern auch um unseren größten Schatz: unsere Kinder! Und dann hatten wir die Idee: Wir bauen einfach noch eine Höhle. Einen Schutzraum, der komplett abgeschlossen werden kann.

Nachdem wir so schnell wir konnten den neuen Raum gegraben und bezogen hatten, verschloss ich den Ausgang mit einem dicken Stein. Gemeinsam drückten wir dagegen. Die Angst gab uns Kraft und so wurden wir so stark wie die Erde. Für die Ameisen würde es sich also anfühlen, als wäre hinter dem Stein kein Raum, sondern nur fester Erdboden.

Voller Anspannung lauschten wir nun auf das Getribbel. Es dauerte nicht lange, da drangen die ersten Ameisen in unsere Höhle ein. Unser Herz schlug so laut. Wir hielten regelrecht den Atem an, waren noch leiser und kuschelten uns eng aneinander, damit wir möglichst nicht auffielen. Und das Wunder geschah! Die Ameisen fanden uns nicht und krabbelten wieder aus unserer Höhle heraus. Wir waren gerettet. Unseren Kleinen wurde ein neues Leben geschenkt.