Marinas kleines Abenteuer

Marina schleimerte neugierig am Ufer entlang. Da sah sie einen losen Stängel, der aus dem Wasser heraus ragte. Er erinnerte sie an den Stil von einem welken Blatt. Und da Bänderschnecken abgestorbene Pflanzenteile sehr gerne fressen, bekam sie Hunger. Hungrig schaute sie sich den leckeren Stängel mit ihren Augen an und malte sich aus, wie toll dieser wohl schmeckte. Nur war dieser braune Stiel gar nicht das Ende eines welken Blattes. Er war das Atemrohr von einem Wasserskorpion. Mit diesem Röhrchen an seinem Hinterteil zog er die Luft ein und aus – ähnlich wie wir Menschen, wenn wir zum Tauchen einen Schnorchel benutzen. Sein Name ist übrigens Ismael Tarngut und er gehört zum Stamm der Wanzen.

Er war ebenfalls hungrig und lauerte im Wasser darauf, dass eines der Wassertierchen sich ihm näherte. Zur Zeit schwammen sehr viele Stechmückenlarven herum. Sie besaßen an ihrem Hinterteil ebenfalls einen Schnorchel. An der Wasseroberfläche holten sie damit Luft, um dann zum Algen fressen abtauchen zu können. Dank des Schnorchels mussten sie nicht zum Atmen aus dem Wasser schauen, was sie vor Fressfeinden, den Vögeln, schützt.

 

Gerade näherte sich eine Larve Ismaels Vorderbein. Schnell öffnete sich seine Beinschere und bekam das Tierchen zu fassen. Marina war ebenfalls nicht untätig geblieben und stülpte im selben Moment ihr Mäulchen über das Ende von Ismaels Schnorchel. Nun konnte keine Luft mehr in den Körper des Wasserskorpions strömen. Er lief blau an. Wer hatte ihn da nur an seinem Atemrohr gepackt? Sollte er etwa selbst zur Beute werden? Er musste etwas dagegen unternehmen.

 

Sofort ließ er die Larve los, wandte sich schlagfertig zur Seite und öffnete dabei mit Kraft seine Flügel. Das Atemrohr flutschte aus Marinas Mäulchen und sie bekam große Augen. Was war denn das für ein sonderbares Blatt, das da ein Eigenleben entwickelte und einfach abtauchte? Die Schnecke hatte kaum diesen Gedanken zu Ende gedacht, da schnellte mit hoher Geschwindigkeit etwas aus dem Wasser heraus und surrte an ihrem Kopf vorbei gen Himmel. Staunend schaute sie dem Flieger nach und verstand: Das war gar kein Blatt gewesen, sondern ein anderer Wiesenheld. Und was für einer! Einer, der im Gegensatz zu ihr fliegen und sogar tauchen konnte. 

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